Im Einführungsskript findet man auf Seite 42 die Aussage:
,, Die Standardabweichungen für die beiden Parameter ... erhält man
durch Anwendung des Fortpflanzungsgesetzes für die
Unsicherheiten``. Als Quelle kann hier das im Vorwort erwähnte
Buch Bevington (2003) vermutet werden. Dort findet sich auf
Seite 109 die Herleitung der im Einführungsskript verwendeten
Formeln. Eine ähnliche Aussage wie im Einführungsskript ist auch
bei Wolff (2014) auf Seite 118 zu finden, ohne dass dazu eine
Begründung oder eine Quellenangabe erfolgt.
Was bedeutet die Anwendung der Fehlerfortpflanzung auf das Allgemeine
Lineare Modell? Dazu wird zuerst eine skalare Größe betrachtet,
die eine beliebige Funktion des dimensionalen Vektors
ist.
Wenn die Fehler
mit
klein sind, kann
die Taylorentwicklung von
in der Umgebung des
Punktes
nach der ersten Ordnung
abgebrochen werden.
|
(24) |
Für die Varianz von
gilt:
Wird die Taylorentwicklung 24 in diese Gleichung eingesetzt,
ergibt sich:
Dabei sind die
die Elemente der Kovarianzmatrix
des Vektors .
Wird außerdem
gesetzt, erhalten wir das allgemeine Fehlerfortpflanzungsgesetz
|
(25) |
Für den Fall, dass die Werte des Vektors nicht korreliert
sind, wenn für gilt
,
vereinfacht sich die Gleichung 25 zu der häufig verwendeten Form:
mit
.
Das allgemeine Fehlerfortpflanzungsgesetz 25 für eine Größe
lässt sich auf den -dimensionalen Vektor
erweitern. Dessen Elemente sind alle
Funktionen des selben Vektors und daher korreliert. Für die
Elemente der Kovarianzmatrix
gilt dann:
|
(26) |
Wird eine
Matrix mit den Elementen
eingeführt, kann Gleichung 26 als Matrizengleichung geschrieben
werden.
|
(27) |
Bezeichnet man die
Matrix
aus Gleichung 12
mit , dann kann die Gleichung 12 auch geschrieben
werden als:
Aus dieser Darstellung wird sofort klar, dass für die einzelne
Elemente der Matrix gilt:
Damit kann aus den Gleichungen 27 und
11 die Beziehung
abgeleitet 17werden. Die so bestimmte Kovarianzmatrix enthält die, bei der
Aufstellung des Allgemeinen Linearen Modells willkürlich festlegbare
Konstante . Alle aus der Kovarianzmatrix abgeleiteten
Fehlerintervalle sind daher von der Festlegung dieser Konstanten
abhängig. Nur wenn die Kovarianzmatrix
vollständig bekannt ist, oder
aus den vorliegenden Daten bestimmt werden kann, so wie es von
Grabe (2011) im Kapitel 21 beschrieben wird, führt die Festlegung
beziehungsweise
zu richtigen
Ergebnissen. Nur in diesem Fall gilt:
|
(29) |
Auf diesen Umstand macht auch Bevington (2003) auf Seite 108
aufmerksam. Er schlägt vor, die bestimmten Varianzen, die Quadrate der
Fehlerintervalle, zu korrigieren, sie mit dem Wert von
zu multiplizieren, wenn
zu stark von 1
abweicht. Genau dann ergibt sich die von von der klassischen Statistik
(Gleichung 14) berechnet Kovarianzmatrix. Auf
die zwingende Notwendigkeit der Berücksichtigung des Varianzfaktors
weist auch Martin (2012) ausdrücklich im
Abschnitt 8.1.2 hin. Wird dies unterlassen, dann führt die Anwendung
des Fehlerfortpflanzungsgesetzes auf das Allgemeine Lineare Modell zu
falschen Ergebnissen.
Damit ist die Ursache der Widersprüche in Tabelle 2
geklärt. Die Formeln aus dem Einführungsskript (2007) liefern das
gleiche falsche Ergebnis wie die Mathematica Routine
,,LinearModelFit`` mit der Option
,,VarianceEstimatorFunction
(1&)``. In beiden
Fällen wird der Varianzfaktor auf den Wert 1 festgelegt. Ob das auch
bei QtiPlot der Fall ist, wird im weiteren noch untersucht.
Da in der im Einführungsskript (2007) auf Seite 42 angegebenen
Gleichung 45 der Varianzfaktor nicht berücksichtigt wird und dort
auch die obigen Hinweise in keiner Weise erwähnt werden, ist diese
Gleichung und die ihr zu Grunde liegende Vorgehensweise als falsch zu
betrachten.
schaefer
2017-12-09